Wer zahlt den nächsten Scoop?

Die Zeitung ist sterbenskrank. Traurig oder egal? Vielleicht liegt die Zukunft des Journalismus anderswo

Von San Francisco nach Detroit,von New York bis London: Die Zeitung aus Tinte und Papier ist sterbenskrank. 8000 Journalisten verloren heuer allein in den USA ihren Job. Das Blog „Newspaper Death Watch“ trägt täglich neue Hiobsbotschaften in die Welt. Besser, aber ebenfalls schlecht geht es den Kollegen in Europa. Die fatale Kombination aus sinkenden Werbeeinnahmen und ruinöser Konkurrenz durch Gratis-News im Internet streut Sand in die Druckpressen. Die Herausgeber setzen Journalisten auf die Straße, unterminieren Kollektivverträge und opfern journalistische Qualität auf dem Altar ihrer schmelzenden Profite. Anders als andere Industrien, die sich erholen werden, wenn die Konjunkturmaschine wieder anspringt, ist es fraglich, ob die Printbranche je wieder aus dem Koma erwacht.

Vielleicht ist es falsch, den alten Strukturen nachzutrauern. Vielleicht ist es an der Zeit, dem anzeigenfinanzierten Blätterwald Lebewohl zu sagen. Zeit, vom Gedanken Abstand zu nehmen, dass Journalismus Geld bringen muss. Aber wie ließe sich staatliches Handeln denn sonst kontrollieren? Wer bitte deckt Korruption, Packelei und Misswirtschaft in Zukunft auf? Es lohnt sich, abermals über den Atlantik zu blicken. Dort, wo die Zeitungskrise am härtesten und am längsten wütet, dort gibt es auch eine lange Tradition alternativer Strukturen. Kleine gemeinnützige Initiativen führen weiter, was große Redaktionen aus Kostengründen einschränken oder aufgeben: investigative Projekte, die wochen- oder sogar monatelange Recherche benötigen. Die die Rolle übernehmen, die Medien idealtypischerweise zukommt: Kontrolleure der Mächtigen, Garanten der Rechtschaffenheit und Wachhunde der Demokratie zu sein.

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