
Was für den verwöhnten Wiener eine Selbstverständlichkeit, ist für den Menschen in Manhattan oft unerreichbarer Luxus: Im Schanigarten ungestört sitzen, zum Beispiel, bei einem Gläschen Wein, ohne einen vorbeirauschenden Feuerwehrzug mit ohrenbetäubenden Sirenen, ist auf der Insel nicht zu haben. Überhaupt: Draußen zu sein und sich dabei wohl zu fühlen, ist in der geschwinden Weltmetropole kein Leichtes. Zwar gibt es den wunderbaren Central Park – doch der ist nie in unmittelbarer Reichweite. Und die Fahrt in der U-Bahn ist mitunter so auftreibend, dass sie den gesamten Erholungsfaktor gleich wieder wegfrisst.
Auch andere Sommeraktivitäten sind – wenn es sie überhaupt gibt – in New York weniger angenehm als in Wien. Nehmen wir nur einmal Freiluftkinos. Auch im Big Apple gibt es solche. Einer der bekanntesten Schauplätze hierfür ist der Bryant Park, bekannt vor allem durch die dort stattfindende Fashion Week. Die Stadtväter errichten eine Leinwand und laden – kostenfrei – zum Kinobesuch. Jüngst nahmen mich ein paar
Bekannte dorthin mit. Wir rüsteten zuvor mit frischem Baguette, Käse und diversen Salaten auf. Meine Studienkollegin Laura, die das ganze organisiert hatte, schleppte in zwei riesigen Säcken Decken, Kissen, Plastikgeschirr und – trotz Alkoholverbot – einen Korkenzieher für den Wein. Bei unserer Ankunft etwa zwei Stunde vor Filmstart saßen bereits zehntausend Menschen in der Wiese. Und zwar so dicht, dass kein einziger Flecken Grün zu sehen war, ja nicht einmal ein einzelner Grashalm aus dem Dickicht der Picknickdecken und Planen, Körben und schwitzenden Leibern lugte. Ein Meer aus mampfenden Menschen.
Ich hoffte, dass der Polizist den Wein in meinem Rucksack entdecken und mich nach Hause entlassen möge, aber er zwinkerte mir nur wohlwollend zu, als er die Flasche ertastete. „Aha, ich sehe“, sagte er, „Sie haben keine Flasche Wein dabei“. Ich weiß nicht mehr, wie wir es angestellt haben – aber irgendwann saßen wir eingezwickt und krumm, unfähig auch nur ein Bein zu strecken, mittendrin und ich schnitt mit meinem
Taschenmesser die mitgebrachte Salami in Scheiben, während die anderen australischen Rotwein in Plastikbecher gossen. Ich fühlte mich, wie in der Economy Class eines Billigfliegers. Nur, dass ich nicht an einem Sessel lehnte, sondern an einer mir bis dahin völlig fremden Person, die mir bald die Salami wegaß und mir im Gegenzug Erdnüsse im Wasabimantel überließ. Übrigens rauchte kein einziger Mensch, was mich verwunderte – auch wenn der Preis für eine Packung Zigaretten in New York inzwischen bei stolzen neun Dollar liegt.
Als die Flutlichtscheinwerfer am benachbarten Hochhaus ausgeschaltet wurden, begann der Film. Irgendetwas Schwarzweißes. Leider hatte ich meine Brille vergessen und die Tonqualität war erbärmlich. Ich wäre jetzt gern gegangen. Aber es war kein Platz.
ich verfluche auch mal die gute erziehung…
lost in live mittn in new york
lg aus wien