
„Zu Lauterbach hob i mein Strumpf verlorn und ohne den geh i net hoam“, stimmt Emma Wenzel an, während ihre Augen freudig funkeln. Wenn sie singt, ist er noch da, der burgenländische Dialekt. Aber nicht, wenn sie spricht. Drei Generationen in der Emigration haben das Deutsch der Enkelin des – wie sie sagt – ersten Burgenländers in Chicago amerikanisiert.
Großvater Johann Wenzel war Agent für die North German Lloyd Shipping Lines, erzählt die rüstige Dame, die Hawaiihemd unter ihrer Weste trägt. Der Mann aus Mariasdorf/Grodnau ließ sich im Süden der Stadt nieder – bald folgten ihm andere. Im Gasthaus Kolerits pflegte man Bräuche wie das Martiniganslessen. Als sich die Burgenländer von armen Bahn- und Fabrikarbeitern in die Mittelschicht hochgearbeitet hatten, wechselten sie in bessere Quartiere. Andersstämmige Immigranten kamen. Heute gehört das ehemalige Viertel rund um den Fuller Park, wo Wenzel als Kind spielte, zu den ärmsten und gefährlichsten der Stadt.
Viele der emigrierten Burgenländer stehen in engem Kontakt zu Verwandten und Freunden in Österreich. In Chicago organisieren sie sich in einem halben Dutzend Klubs. Was sie eint, ist ein starker US-Patriotismus und eine nostalgische Liebe zu Österreich. „Wenn ich das Star-Spangled-Banner höre, geht meine Hand automatisch zum Herzen“, sagt Wenzel, „aber meine Identität ist österreichisch“. Das Bild der alten Heimat hat für sie keine Kratzer. „Österreich ist Gemütlichkeit, gute Musik, gutes Essen, glücklich sein für mich. Oft frage ich mich, wie unsere Großväter so ein Land verlassen konnten.“
Politisch sind die Burgenländer – glauben Wenzel und auch Thomas Glatz vom Burgenland Bunch Chicago – meist eher konservativ. „Derzeit tendiere ich zu McCain“, sagt Wenzel, „weil er mehr Erfahrung hat und weil er als Soldat auch schon schwierige Entscheidungen treffen musste. Aber ich verfolge die Nachrichten genau, und es kann sein, dass ich meine Meinung noch ändere. Die TV-Debatten werden für mich entscheidend sein“.
sehr cool!
ich will das ganze lied hören