US-Wahlkampf im Falter: Das Fleisch der Einwanderer

US-WAHL Die Präsidentschaftskandidaten schimpfen nicht über Ausländer. Das überlassen sie Provinzpolitikern. Illegale Einwanderer – das wissen John McCain und Barack Obama – halten die Industrie in Gang. Die Schlachthäuser von Omaha zum Beispiel.

Das Rindvieh ist in zweistöckige, verchromte Anhängern gepfercht. Die Fahrzeuge sind mit Kot verschmiert. An den Seiten haben die Anhänger Luftlöcher und wer auf der Autobahn überholt, muss darauf achten, nicht in einen Schwall Urin zu geraten. Vom Wagen stolpern die Rinder über eine metallene Rampe in ein Gatter, wo bereits Tausende andere warten. Irgendwann werden sie ins Gebäude geführt und geschlachtet. Von einer metallenen Plattform lässt sich die Szene gut fotografieren. Als dies der Vorarbeiter sieht, beginnt er zu schreien: „Get the fuck out of here! Get the fuck out of here, and never come back.“

Journalisten sehen die Betreiber der Schlachthäuser nicht gern: Erstens ist die Arbeit blutig, dreckig und brutal. Zweitens sind großteils illegale Einwanderer hier beschäftigt. Von den 24.000 Arbeitern in den Fabriken von Omaha, einem der Zentren der US-Fleischindustrie, kommen 80 Prozent aus Lateinamerika. Dass sie meist keine Aufenthaltsgenehmigung haben, ist ein offenes Geheimnis.

Omaha repräsentiert einen Trend, der sich überall in den USA zeigt. Nicht nur in den Grenzgebieten zu Mexiko oder in Kalifornien befinden sich heute Latino-Communities. In den Küchen, in den Wäschereien, auf den Baustellen ist oft die gesamte Belegschaft mexikanischer Herkunft und ohne gültige Dokumente.

Zwar wettern in den USA Lokalpolitiker gegen die Ausländer. Zwar stürmt die Einwanderungsbehörde ICE regelmäßig Betriebe, um Arbeiter ohne Papiere zu internieren. Zwar befinden sich laut Detention Watch Network mehr als 280.000 Menschen in Schubhaft. Aber vielerorts drücken die US-Behörden beide Augen zu. Auf höchster politischer Ebene hat man sich mit der Realität abgefunden. (Sowohl Obama als auch McCain stimmten im Senat für Immigrationspakete, die mehr als zehn Millionen Einwanderern Aufenthaltsrecht hätten bringen sollen.) Im Wahlkampf wird das Thema ausgeblendet, um nicht xenophoben Unbill zu provozieren. Das Nicht-Thematisieren hat noch einen Grund: Mit Einwanderung lässt sich sehr viel Geld verdienen.

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