Michaela Reitterer beherbergt Gäste im ersten Passivhaus-Hotel

Für das Wirtschaftsblatt

Die Sache mit Lavandula angustifolia ergab sich zufällig. Als es darum ging, das Dach zu renovieren, pflanzte man bei der Gelegenheit Lavendel. Ein Glücksgriff: Sieht schön aus, duftet und hält obendrein die Gelsen fern.

Wie mit dem Lavendel erging es Michaela Reitterer bei vielen Neuerungen in ihrem Hotel. Zur Dachbegrünung kamen Photovoltaik-Module. Zur thermischen Sanierung die Regenwassernutzung. Heute ist das Boutiquehotel Stadthalle in Wien 15, das im November mit dem Klimaschutzpreis in der Kategorie Landwirtschaft und Gewerbe ausgezeichnet wurde, das erste Hotel, das eine Null-Energie-Bilanz schafft. Oder zumindest fast.

Michaela Reitterer auf der Terasse ihres Ökohotels. Foto: Bernold

“Ich bin keine, die in Birkenstockschlapfen und mit fettigen Haaren herumschlurft”, sagt Reitterer, die die Energie der erfolgreichen Geschäftsfrau verströmt. “Der Umweltgedanke hat das Hotelprojekt ungeplant immer weiter durchdrungen.”

Mit dem Hotel verwirklicht Reitterer, die am Mittwoch als Landesvorsitzende der Wiener Hoteliers wiedergewählt wurde, ihren Lebenstraum. Zur Jahrtausendwende kauft die zweifache Mutter, die lange ihr eigenes Reisebüro betrieb, ihren Eltern das Hotel ab. “Schon meine Mama hat auf Sparlampen und Mülltrennung gesetzt”, sagt Reitterer. Als Renovierungsarbeiten anstehen, setzt die junge Chefin den Weg fort. Konsequenter allerdings als je ein Hotelier zuvor. Seit 2007 entsteht das Öko-Hotel samt Zubau, der gänzlich in Passivhausbauweise errichtet wird. Mit Abwärmenutzung, Regenwasserspülung in den Klos und Elektro-Tankstelle für E-Bikes.

Einfach war der Bau nicht, sagt Reitterer: “Weil die Bauordnung etwa keine Vorgaben für Lüftungssysteme von Hotelküchen in Passivhäusern kennt.” Dass man heute noch nicht völlig energieautark sei, habe zwei Gründe. “Wir produzieren im Sommer einen Überschuss an Strom und müssen dafür im Winter zukaufen”, sagt Reitterer. Daneben verzögert ein Streit mit Anrainern die Errichtung von Windrädern auf dem Dach.

Fünf Millionen € hat der umweltfreundliche Umbau gekostet, 15 Prozent mehr als normal.

Rentiert habe sich das ganze allemal: “Die zusätzliche Aufmerksamkeit hat wahnsinnig viele Gäste gebracht. Durch die eingesparte Energie sind die extra Baukosten in acht bis neun Jahren hereingespielt.” Wenn dann doch einmal ein Zimmer leer bleibt, hat Reitterer noch eine Geschäftsreserve auf dem Dach: Der Lavendel wird nämlich zu Duftkissen verarbeitet und verkauft.

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