Tabuthemen

multi musician Steve Sand
Comediens Alex Valdez (left) and Bob Kubota (right). In the center: multi musician Steve Sand

Im Theater des Silver Legacy Casino in Reno, Nevada, sitze ich mit den Komödianten Alex Valdez und Bob Kubota. Valdez (Jg. 1955) steht seit 31 Jahren auf der Bühne. Er ist gebürtiger Mexikaner und blind. Kubota (Jg. 1964) ist Kind japanischer Einwanderer. Gerade habe ich mich an der Show der beiden erfreut. Im Vergleich zu Kabaretts in Österreich, hat eines jedoch gefehlt: Politische Anspielungen. Das, obwohl Amerika gerade in einer massiven Finanzkrise steckt und elektrisiert ist von der Präsidentenwahl.

„In unseren Shows geht es nie um Politik oder Religion“, erklären beide, „eine Hälfte des Publikums würde lachen, die andere wäre tödlich beleidigt.“ Valdez ist registrierter Republikaner. „Ich war sehr zufrieden, wie Bush 9/11 gemeistert hat. Aber die zweite Amtsperiode hat mich enttäuscht.“ Es ärgere ihn allerdings, wenn die Leute Bush als Idioten hinstellten: „Kein Trottel wird Präsident.“ Warum die Europäer von Obama so begeistert sind, versteht er nicht: „Ich habe gehört, die meisten Deutschen sind ins Stadium gekommen, weil es Gratisbier und Rockbands im Vorprogramm gab. Viele haben Obama angeblich gar nicht verstanden, weil sie kein Englisch konnten.“

Kubota – er wird ab November zum wiederholten Mal vor US-Truppen im Irak auftreten – ist konträrer Ansicht: „Ich will keinen Präsidenten, der sich nicht artikulieren kann. Der nicht neugierig ist und nicht lernen will.“ Sich in seinen Shows politisch zu artikulieren, ist auch für Obama-Befürworter Kubota undenkbar. „Standup-Comedy soll nicht als politische Plattform missbraucht werden.“ Das Publikum interessiere sich für seinen Standpunkt auch nicht: „Als Japanischstämmiger bin ich vielen ein Ausländer. Rassismus ist allgegenwärtig.“

Beide meinen, dass ein gesellschaftsändernder Anspruch bestenfalls darin bestehe, Minderheiten sichtbar zu machen: „Wir zeigen den Leuten, dass wir uns wohl fühlen in unserer Haut. Nach der Show, haben manche vielleicht ein bisschen weniger Berührungsangst vor Blinden oder Asiaten.“

Die Lichtbringer – Zur Zukunft des Journalismus

INTERNET Die Zukunft der Zeitung sieht düster aus. Aber für den Journalismus gibt es Hoffnung. Drei Beispiele aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Brian Storm gibt sich leger. Sein schütteres Haar ist kurz geschoren, statt Hemd und Krawatte trägt er T-Shirt und abgewetzte Jeans. Gerade bemüht sich der Mittvierziger, die tragbare Festplatte an den Apple in Klassenzimmer 107a anzuschließen. Das ist nicht leicht – die USB-Ports sind schwer zugänglich, weil tief im Kabelsalat des Wandschranks verborgen. Außerdem geht die Klimaanlage nicht. Storm schwitzt und flucht. „Ok“, sagt er zu den 14 Studenten als die Festplatte endlich steckt, „ich zeig euch jetzt ein paar Videos. Dann fragt ihr mich was!“.

Brian Storm gilt als Lichtbringer in der düsteren Welt des US-Journalismus. Nicht nur an der Journalismusschule der Columbia Universität in New York ist der ehemalige Produzent bei MSNBC.com gern gesehener Gast. Auf Storms Multimedia-Geschichten blicken amerikanische Medien mit Neugier und Hoffnung. Denn noch immer vermögen die Webseiten der großen Medien nicht die Verluste aus den sinkenden Auflagen abzufangen. Bitte wie, fragen sich viele, lassen sich die versatilen Medienkonsumenten auf den Seiten halten? Wie soll guter Journalismus im Internet aussehen? Und wie verdient man damit Geld?

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US-Wahlkampf: Piepsstimme und Bibelsprache

New York. Andie Tucher war Fernsehjournalistin, bevor sie im Wahlkampf 1992 die Reden für Bill Clinton und Al Gore schrieb. Nach ihrem Ausflug in die Politik arbeitete sie für den Nachrichtensender ABC, bevor sie an der Columbia Universität in New York Geschichte zu unterrichten begann. Für die „Wiener Zeitung“ analysiert die promovierte Historikerin die rhetorischen Qualitäten der US-Präsidentschaftskandidaten.

Wer hält die besten Reden unter den Präsidentschaftskandidaten?
Viele bewundern Obama für seinen Stil. Es ist ein Stil, der tief verwurzelt ist in der Tradition afroamerikanischer Redner und Prediger. Ein Stil, den Martin Luther King perfektioniert hat. Das fühlt sich bei Obama richtig und mitreißend an. Hillary könnte nicht so reden. Sie hält andere Reden. Reden, die informativ sind, praktisch, die sie als jemand präsentieren, der bodenständig ist und seriös. Die Art der Rede sagt viel darüber aus, wie sich die Kandidaten inszenieren. Obama sagt: Ich will Leute inspirieren und zusammenbringen. Hillary sagt: Ich arbeite hart für euch. John McCaine ist jemand, der manchmal so wirkt, als würde er sich auf der Bühne nicht sehr wohl fühlen. Ähnlich übrigens, wie Al Gore, den viele als hölzern beschrieben. McCain macht die Leute nicht wirklich euphorisch. Auch wenn Reporter, die ihn näher kennen, schwören, er sei wahnsinnig unterhaltsam im kleinen Kreis…

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Artikel als pdf-file: wienerzeitung_tucher

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They Work the Trash

It is a messy, 15-foot-high heap of filthy paper, the remains of what used to be dailies, magazines, commercial folders, packaging material and gift wraps. A dozen men in blue jeans and yellow safety vests, some of them wearing dust masks, comb trough the mess, before fork lifters nd a small shovel excavator move the dune to a conveyor belt at the side of the hall…

Throughout the USA, 15,700 waste facilities processed an estimated 44 million tons of solid waste in one year. At the bottom level of the approximately 370,000 who work in the waste industry stand the pickers and sorters. They labor in unheated, poorly illuminated rooms filled with dust. Most of them are immigrants or sons of immigrants. If they belong to unions, they are paid reasonably well, but if not, their inability to speak useful English or to produce immigration documents often encourages employers to pay them little or nothing…

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those who work the dirt. photo: matthias g. bernold