
Es ist ein Kennzeichen der amerikanischen Gesellschaft, dass dort, wo der Staat Lücken lässt, Menschen mit großer Eigeninitiative einspringen. Kirchen, karitative Organisationen und Individuen helfen anderen in Not. Dies passiert auch in New Orleans, der Stadt, die im Jahr 2005 im Hochwasser versank.
Eines der ambitioniertesten Aufbauprojekte nach dem Hurrikan Katrina ist jenes von Brad Pitt und Angelina Jolie. Das Schauspieler-Paar rief die Make It Right-Foundation ins Leben, die es Menschen ermöglicht, ihre Häuser wieder aufzubauen. Dabei werden nicht einfach die alten Domizile hergestellt, sondern umweltfreundliche Niedrigenergiehäuser errichtet, die stabil genug sind, dem nächsten Hochwasser zu trotzen.
Das Lower 9th Ward gibt dieser Tage ein sonderbares Bild ab. Im einst dicht besiedelten Viertel stehen bis zum heutigen Tag erst wenige Gebäude. Wo einst die Häuser standen, sind oft nur die Grundmauern zu sehen. Die sechs modernen Häuser auf den hohen Stelzen stechen sofort ins Auge. Unweit der neuen Ein- und Mehrfamilienhäuser – sie werden an diesem Wochenende bezogen – leben viele immer noch in Wohnwägen.
Insgesamt 150 Häuser will Make It Right in den nächsten Jahren errichten. Die Familien kaufen sie zu gestützten Preisen und mit Hilfe von geförderten Krediten. Mitten in der auferstandenen Siedlung sitzt Gertrud LeBlanc auf ihrer Veranda, die reich verziert ist mit Halloween Dekor. Ihr Haus war das erste, das man neu errichtete. Allerdings noch in traditioneller Bauweise. „Brad Pitt ist ein guter Mensch”, sagt die alte Dame, „jedes Mal, wenn er die Siedlung besucht, schaut er bei mir auf eine Tasse Tee vorbei”. Für LeBlanc, die in ihrem Vorgarten ein Obama-Plakat aufgestellt hat, war es ein Abenteuer, die Bauarbeiten zu beobachten. „Wunderschöne Häuser sind das. Mit Solarenregie und einem Klimasystem, das die Kühle der Erde nützt. Ich habe früher nichts von moderner Technik verstanden”, sagt sie, „aber jetzt weiß ich eine ganze Menge. Es ist wundervoll”.