„Aus heutiger Sicht wird Barack Obama die Wahlen mit 9o-prozentiger Wahrscheinlichkeit gewinnen.“
Der dies sagt, ist der Politologe und Volkswirt James Hamilton von der Duke Universität in Durham, North Carolina. Zu seiner Hypothese ist er durch Analyse der Webseite www.fivethirtyeight.com gekommen, die alle bisher getätigten Umfragen aller Institutionen zu den Präsidentschaftswahlen auflistet und auswertet.
Für Hamilton bestätigt sich ein Phänomen vergangener Wahlen: In Zeiten der Rezession und Wirtschaftskrise wird die amtierende Partei abgewählt. Ein einziger Faktor, glaubt Hamilton, könnte Obama noch den Sieg nehmen: Rassismus.
Und selbst der hat laut Hamilton eine geringere Bedeutung als man meinen könnte. „Rassismus ist Luxus”, sagt er, „den sich die Menschen nur dann leisten, wenn sie wirtschaftlich nichts zu befürchten haben”. Weil derzeit aber alles in den USA daniederliege, folgert der Ökonom, sei Obama der Sieg praktisch nicht mehr zu nehmen. „Mc Cain hat in den Umfragen nur einmal zu Obama aufgeschlossen. Kurz nach dem Konvent der Demokraten, als er sich überraschend für Sarah Palin entschied”.
Inzwischen habe die Strahlkraft Palins allerdings nachgelassen. Aufgerieben zwischen ihrem Image als Hockey Mum und dem des Attack-Dog. Geprügelt von den US-Medien, die sie – mit Ausnahme von Fox – für ihren untergriffigen Wahlkampfstil und ihre parteifinanzierte Designer-Kleidung prügeln. Und mit ihren sinkenden Zustimmungsraten. Hat sich der Abstand zwischen McCain/Palin und Obama/Biden wieder vergrößert.
Wie zutreffend Hamiltons Befund über die Bedeutung von Rassismus ist, wird sich allerdings weisen. Das Vorurteile gegenüber Schwarzen in den USA, wo Segregation bis in die 1960er-Jahre zum Alltag gehörte, tief verwurzelten sind, wird im Gespräch mit den Einheimischen im Süden sehr schnell deutlich. „Ich persönlich habe nichts gegen Schwarze“, diesen Satz habe ich mehr als ein Dutzend Mal gehört, „aber Amerika ist noch nicht reif für einen schwarzen Präsidenten“.