Wenn sich Eduard Zimmermann in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ an seine Zuseher wandte, taten Eltern gut daran, die Kinder zuvor ins Bett zu stecken. Psychotische Raubmörder, sadistische Leuteschinder, Unholde in den Kellern: Zimmermann bat sie hinein in die Wohnungen und mit ihnen die Angst.
Die Erinnerung an den am Sams-tag Verstorbenen weckt Erinnerung an ein Stück Fernsehen, das keine Spezialeffekte brauchte, um Horror zu erzeugen. Keine Stunts, keine Explosionen, keine FBI-Agenten mit Übersinn. Ein paar Laiendarsteller mit Damenstrümpfen überm Kopf waren genug.
Und Zimmermann, der die Zuseher durch dicke Brillen anstarrte, während er mit sonorer Stimme „sachdienliche Hinweise“ forderte. Dem beamtenhaft wirkenden Moderator, der selbst lange Kleinkrimineller war und als Spion in der DDR fünf Jahre in Haft saß, verdankte die seit 1967 ausgestrahlte Sendung ihren Erfolg. 40 Prozent der Fälle wurden laut ZDF aufgeklärt.
Als „Treibjagd mit moralischem Alibi“ kritisierte der Spiegel das Format. Doch mehr als die Täter mussten sich wahrscheinlich die Zuseher vor Zimmermann fürchten. Für seine Hinwendung zum Guten ließ der Mitbegründer der Verbrechensopferhilfeorganisation Weißer Ring die Gesellschaft bitter büßen: durch stete Erinnerung an das Böse.