
Vor dem Kapitol in St. Paul steht ein junger Mann in der Uniform eines Fallschirmjägers der US-Armee. Es ist Ian J. Lavallee, der sich für die Organisation Iraq Veterans Against the War engagiert. Nach einem Jahr als Soldat, zahlt Lavallee den Preis für den Krieg. Kaputte Knie und kaputte Wirbelsäule, schwere Depressionen, ein Selbstmordversuch. Nach St. Paul, wo die Republikaner ihren Konvent abhalten, ist er gekommen, um die Forderungen seiner Organisation zu thematisieren: Sofortiger Rückzug, Kompensationszahlungen an den Irak, Gesundheitsversicherung und psychologische Betreuung für Veteranen.
„Ich glaube, wir sind aus den falschen Gründen in den Krieg gezogen“, sagt Lavallee, der in Uniform nur deshalb an der Demonstration teilnehmen darf, weil er aus dem Service ausgeschieden ist. „Am Anfang habe ich eine Verantwortung gespürt, dieses Land zu verteidigen. Inzwischen denke ich anders.“
Lavallees Anliegen mögen redlich und verständlich sein. Innerhalb der ehemaligen Soldaten ist seine Ansicht eine Minderheitenmeinung. Rund 1,5 Millionen Personen dienen in der US-Armee. Weitere 1,5 Millionen in Reserveverbänden. Laut US-Zensus von 2005 gibt es mehr als 25 Millionen Veteranen in den USA. Lavallees Organisation – sie ist eine von mehreren Veteranengruppen, die sich gegen den Krieg aussprechen, hat demgegenüber nur ein paar Tausend registrierte Mitglieder. „Viele denken so wie ich“, sagt er, „aber die wenigstens trauen sich, es auch zuzugeben. Es gibt Druck auf Soldaten, die den Krieg kritisieren, und sie werden diskriminiert – als Schwächlinge abgestempelt“.
Lavallees Organisation (http://ivaw.org) richtet ihr Anliegen an beide Kandidaten und hat keine Wahlempfehlung ausgegeben. Auch Lavallee ist sich noch nicht sicher, für wen Kandidaten er sich am 4. November entscheiden wird. „Beide Kandidaten repräsentieren für mich den Status Quo. Ich würde nicht nur deswegen McCain wählen, weil er ein Veteran ist. Aber ich traue Obama nicht wirklich.“