
Sind die lieb. Ein bisschen schmuddelig. Gezeichnet von Wind und Wetter, grau geworden im Dreck der Stadt. Aber das Plüschfell ist immer noch weich und die Knopfaugen blicken treu. Hunderte Stofftiere hängen von den Wänden eines verlassenen Hauses in der Heidelberg Street. Das Viertel in Osten Detroits verwandelte sich in den 1980er-Jahren in eine Geisterstadt und später in ein Gesamtkunstwerk. Eine Gruppe lokaler Künstler rund um Tyree Guyton gestaltete die Fassaden der Häuser und weidete sie aus. Türen, Teppiche, Staubsauger, Spielsachen, Plüschtiere, Boote, Autos und Schuhe sind zu verstörenden Skulpturen aufgetürmt. Ein Symbol der Arbeitslosigkeit, der Rassenunruhen und der Stadtflucht – Probleme, von denen sich Detroit bis heute nicht erholt hat. Ein Monument für Globalisierungverlierer.
In den Staaten Pennsylvania und Ohio, durch die wir in den letzten zwei Wochen reisten, begegnet man Globalisierungsverlierern besonders oft. Kreditkrise, Wegbruch der Industrie und hoher Benzinpreis senken die Lebensstandards. Die beiden Präsidentschaftswerber haben in den zwei vergangenen Monaten nirgendwo so viel Geld investiert wie hier. Dennoch sind laut aktueller Umfrage der britischen Press Association 40 Prozent der Wähler unentschlossen.
Der Irakkrieg war fast vollständig aus den Reden der Kandidaten und aus der Berichterstattung verschwunden, als es die Krise am Kaukasus zu Wochenbeginn in die Schlagzeilen schaffte. Aber ein Blick auf die Webseite http://www.newseum.org, wo täglich mehr als 600 Titelblätter in 60 Staaten weltweit präsentiert und analysiert werden, zeigt, wie schnell das Interesse verflachte. Es verdeutlicht auch die Wertigkeit eines internationalen Konflikts, dass Barack Obama nicht einmal seinen Urlaub auf Hawaii unterbrach. Nicht ausgebrannte Häuser in Gori, mag er sich gedacht haben, werden diese Wahl entscheiden, sondern Ruinen amerikanischer Einfamilienhäuser an Plätzen wie Heidelberg.
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This is Detroit |